Wilkommen in Bad Radkersburg!
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Denkmal Hochwasserschutz

Im Spätmittelalter gehörte Radkersburg zu den wichtigsten Handelsstädten der Steiermark. Die Stadt lag verkehrstechnisch gesehen äußerst günstig am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege. Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielte der Wasserweg der Mur. Diese ermöglichte als Verkehrsweg die umfangreichen Handelsbeziehungen zwischen der Obersteiermark und der Süd- bzw. Untersteiermark. Allerdings richteten zahlreiche Überschwemmungen durch den Fluss in der Stadt und im Umland große Schäden an. 

Im 15. Jahrhundert dürfte ein Berg- oder Erdrutsch eine Laufveränderung der Mur ab Mureck in nordöstlicher Richtung verursacht haben. Die Aufspaltung des Hauptstromes in mehrere Seitenarme war die Folge. Die Überschwemmungsgebiete wurden dadurch immer größer und gefährdeten das Kultur- und Siedlungsland. Zumindest sechs Dörfer zwischen Mureck und Radkersburg fielen in Folge den Wassermassen zum Opfer. Nicht nur Siedlungen und Kulturland wurden zerstört, auch wichtige Verkehrsverbindungen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die „Ungarstraße“ beispielsweise wurde zwischen Misselsdorf und Radkersburg „sambt allen Brucken“ damals vernichtet. 

In Radkersburg verlief der Hauptarm der Mur bis ca. 1700 nördlich und östlich der Stadt. Ein weiterer Arm zog südlich zwischen dem Oberradkersburger Schloßberg und der Stadt durch. Dieser wurde immer mächtiger und entwickelte sich bis zum 18. Jahrhundert zum Hauptstrom. Radkersburg befand sich somit in einer Insellage. Dazu kam der mit Wasser gefüllte Stadtgraben als Teil des Befestigungssystems. Diese „doppelte Insellage“ schien verteidigungstechnisch optimal, jedoch erwies sie sich eher als Nachteil, da die Stadt noch größerer Überschwemmungsgefahr ausgesetzt war: 1571 beschädigte ein gewaltiges Hochwasser die Befestigungsanlage beträchtlich. 1589 wurde die Westseite der Stadt von Wassermassen verwüstet. Elf Jahre später überschwemmte die Mur die Basteien an der Westfront und zerstörte sie teilweise. 

Schon seit dem 16. Jahrhundert versuchte man mittels Wehrbauten den Fluss unter Kontrolle zu bringen. Die Regulierungsarbeiten der folgenden Jahrhunderte konnten die Hochwassergefahr allerdings nicht bannen. Vor allem nach der Einstellung der Maria Theresianischen Regulierungsmaßnahmen unter Josef II. kam es zu dramatischen Flusslaufverwilderungen, die die Überschwemmungsgefahr extrem steigerten. Im Frühjahr stieg die Hochwassergefahr außerdem durch die Schneeschmelze, dazu kamen meist intensive Niederschläge.
Es kam in Radkersburg immer wieder zu großen Überflutungen: im Jahr 1827 beispielsweise wurden zwei Brückenjoche weggerissen. Man fuhr mit Kähnen durch die Stadt. Auf der Prentl und in Mitterling soll das Wasser bis zu den ersten Stockwerken gereicht haben.

Hochwasser 1965 in Radkersburg. Foto Privat
Hochwasser 1965 in Radkersburg. Foto Privat

 

Auch im 20. Jahrhundert überfluteten gewaltige Wassermassen Radkersburg. 1908 war der Stadtgraben beinahe drei Wochen mit Wasser gefüllt. Ein so genanntes „Jahrhunderthochwasser“ ist auch für das Jahr 1938 verzeichnet. Die letzten beiden großen Hochwasser erlebte Radkersburg in den Jahren 1965 und 1972. Erst mit der Fertigstellung des Hochwasserschutzdammes 1976 gelang es, das Gebiet um Bad Radkersburg und Gornja Radgona hochwasserfrei zu halten. 

Bei der X. Tagung der „Ständigen österreichischjugoslawischen Kommission für die Mur“ in Wien war im Herbst 1965 ein Projekt für einen erweiterten Hochwasserschutz der beiden Städte einvernehmlich beschlossen worden. Dem damaligen Bürgermeister Alfred Merlini war dieses Thema ein besonderes Anliegen. Die Verknüpfung und Realisierung der damals wichtigsten Bauvorhaben Brückenbau, Hochwasserschutz und Umfahrungsstraße war die wichtigste Voraussetzung für die Erhaltung der Renaissancebefestigungsanlage und Wegbegleiterin für die Kurstadt Bad Radkersburg. Zur Erinnerung an die Fertigstellung des Hochwasserschutzdammes wurde ein Denkmal errichtet, es ist ein Werk des burgenländischen Bildhauers Thomas Resetarits und wurde am 9. Juni 1976 eingeweiht. 

Die Inschrift am Denkmal lautet: „ Die Mur war durch Jahrhunderte völkerverbindende Handelsstraße – Durch oftmalige Hochwasser auch zerstörende Gewalt – Hochwasserschutz der Staaten Österreich und Jugoslawien.“
Nachdem die Republik Slowenien 1991 ihre Unabhängigkeit erklärte, wurde auch die bilaterale Zusammenarbeit an der Mur neu geregelt. Die bilaterale Gewässerkommission trägt seit dem Jahre 1991 den Namen "Ständige österreichisch-slowenische Kommission für die Mur". Zwischen 2016 und 2019 wurde der Hochwasserschutzdamm saniert. Untersuchungen Anfang der 2010er Jahre hatten ergeben, dass der 1976 fertiggestellte Damm den sogenannten HQ-Schutz nicht mehr gewährleisten konnte. In Gornja Radgona wurde gleichzeitig eine Hochwasserschutzmauer errichtet.

 

Literatur:

Oskar BELE, Die Bedeutung der Mur als Wirtschaftsfaktor im 18.und 19. Jahrhundert. Das Murtal zwischen Mureck und Radkersburg. Diplom Arbeit, Graz (1996).

Gerhard DIRNBERGER, Die Geschichte der landesfürstlichen Stadt Radkersburg vom Beginn der Neuzeit bis zum Regierungsantritt Maria Theresias. Dissertation, Graz (1973).

Beatrix VREČA, Hin und Her. Grenzbrücken über die Mur bei Radkersburg im 20. Jahrhundert. In: Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark. Heft 7, Feldbach (1998).

Johann WIESER, Naturraum und Bevölkerung. In: Kurahs, Reidinger, Szedonja, Wieser (Hg): Bad Radkersburg. Naturraum und Bevölkerung, Geschichte, Stadtanlage, Architektur. Bad Radkersburg (1997), S. 12 – 60.

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